FISCHER’S ZEILEN IM JUNI 2024

Nach der DEGRO ist vor der DEGRO…….so ähnlich wie bei Wahlen. So durfte es nicht wundern, dass
die „Europa-Wahlen“ zur Abstimmung gegen die Ampel Regierung mutierten. Der feige und
widerwärtige Messerangriff in Mannheim hat dann für diejenigen, die noch nicht die Briefwahl
durchgeführt hatten, offensichtlich nochmals einen Ruck bedeutet. Besonders interessant war auch,
dass der zu offensichtliche Plan der Grünen – die Jugendlichen ab 16 Jahren wählen zu lassen –
komplett nach hinten losgegangen ist. Statt die Grünen oder zumindest eine Linkspartei zu wählen,
haben diese Wähler offensichtlich der AfD, der CDU oder Kleinstparteien ihre Stimmen gegeben.
Demokratie ist eben doch kein Wunschkonzert und oftmals ein Lernprozess, der durchaus schmerzhaft
sein kann.

Wahlen sind frei, kostenlos, manche sagen sogar, sie sind
umsonst……….
(Volker Pispers)

Die Erkenntnis, dass der Osten der Republik anders abgestimmt hat wie der Westen…….wurde wieder
einmal klar. Das immer wieder besungene Märchen, dass die extremen Parteien nur dann gute
Ergebnisse haben, wenn wenig Menschen zum Wählen gehen, wurde wieder von der Realität überholt.
Tatsächlich war die Wahlbeteiligung in Deutschland bei 64,78 % und damit so hoch wie letztmals
1979…..alle Wahlen dazwischen hatten zwischen 43,0 und 62,28 %. Im Gesamtergebnis holten die AfD
und das BSW 22,1 %………fast so viele wie SPD und Grüne. Im Osten hatte die AfD fast in allen
Wahlbezirken die Mehrheit, im Westen die Union. Wird das eine Auswirkung wie in Frankreich haben?
Man kann es schon beantworten: „Nein, es wird nichts passieren“. Zu gerne genießen die
Parlamentarier aller Fraktionen die Vorteile, zu schön ist es im Rampenlicht zu stehen, obwohl man in
den allermeisten Berufen eigentlich keinen Platz hätte. Man darf derzeit noch das Postengeschiebe auf
europäischer Ebene betrachten, das aus der Ferne sehr befremdlich wirkt. Ich will aber gar nicht mehr
auf die letzte Europa Wahl eingehen, als der Spitzenkandidat Weber einfach von den handelnden
Personen um Frau von der Leyen weggedrängt wurde. Spannend wird es im Herbst bei den
Landtagswahlen, ob die sogenannte „Brandmauer“ gegenüber AfD und dann sicher auch BSW halten
wird, da diese beiden Parteien dann wohl um die 50 % haben werden und dann eine Form des
Ignorierens nicht mehr funktionieren wird.

Demokratie ist die Notwendigkeit, sich gelegentlich den
Ansichten anderer Leute zu beugen.
(Winston Churchill)

Wenden wir uns den pragmatischen Themen zu. Wie war die DEGRO in Kassel?

Zumindest ohne Unwetter……..die viel kritisierten Räumlichkeiten waren die gleichen……..und man
darf festhalten, dass diese für ein Event – hier einen Fachkongress wie der DEGRO – ungeeignet sind.
Die Säle waren zu klein für die ganz großen Themen, die Aussteller wurden auf die vielen Ebenen
verteilt, was die ganze Ausstellung sehr unübersichtlich werden ließ. Zudem wurde uns berichtet, dass
die Preisvorstellungen der DEGRO offensichtlich manche Schmerzgrenze weit überschritten haben. So
fand seit vielen Jahren erstmals kein Lunch Symposium durch die Firma Varian statt. Wenn wir hören,
dass die Miete für eine Stunde eines Saals 10.000.- € kosten soll…….wohlgemerkt ohne Verpflegung,
darf man sich nicht wundern, wenn Aussteller auf solche Events verzichten oder ganz der
Veranstaltung fern bleiben. Dass die angebotene Versorgung dann noch aus einer sehr
überschaubaren Qualität bestand, will ich nicht weiter kritisieren. Es wäre aber besser gewesen, die
Lunch Box gleich mit dem Inhalt zu entsorgen.

Bei der Eröffnungsveranstaltung gab es dann – nach der Meinung der Teilnehmer – sehr trockene
Brezen und immerhin zwei Getränke für „nur“ 16.- €. Ob die DEGRO sich mit dem radikalen Weg einer
Verteuerung einen Gefallen getan hat, wird man in den nächsten Jahren merken. Am Ende müssen die
Firmen und die Teilnehmer vorher das Geld verdienen, welches Ihnen auf dem ohne Zweifel
interessantesten Fachkongress der Strahlentherapeuten im Jahr abverlangt wird. Aber zumindest
schwamm das Essen diesmal nicht in der Regenrinne wie im letzten Jahr. Man muss mit kleinen
Themen zufrieden sein.

Wir denken selten an das, was wir haben, aber immer an das,
was uns fehlt.
(Arthur Schopenhauer)

Was haben wir aus Kassel mitgenommen? Der größte strahlentherapeutische Verbund in Deutschland
– die RON/Ergea Gruppe – die mittlerweile 28 Strahlentherapien in Deutschland hat, möchte
weiterwachsen. Das angebotene Symposium sollte da vielleicht helfen, bewirkte aber eher das
Gegenteil. Zu wenig durchdacht, zu komprimiert war die Veranstaltung und am Ende überladen; nur
Frau Dr. Linke konnte mit dem Schluss noch positiv mit Herrn Prof. Seegenschmiedt wirken. Was wollte
man mitteilen……ich kann es jetzt ein paar Tage später immer noch nicht sagen. Sollte die Gruppe als
toller Arbeitgeber präsentiert werden, die Ausdehnung der Gruppe in Europa…..bitte erwarten Sie hier
keine Antwort von mir. Sicher eine gute Idee ist es, den Bereich Clinical Solutions anzubieten, also die
Stellung von Geräten oder Ausstattungen für Kliniken. Das dürfte bei der Finanzschwäche der Kliniken,
dem Problem der Ausschreibungen und deren Langatmigkeit den Nerv der Zeit bei Chefärzten oder
Klinik Geschäftsführern treffen. Modere Medizintechnik schnell, unkompliziert von Fachleuten mit den
leitenden Ärzten in der eigenen Klinik zu besprechen und dann über eine Nutzungsrate zu
bezahlen………darauf hätte man sicher schon eher kommen können. Aber es muss halt mal einer damit
anfangen.

Der befürchtete Konflikt zwischen dem BVDST und dem VDRO blieb aus. Die beiden Berufsverbände,
die sicher nicht allein bleiben, werden sich am Ende eher ergänzen als konkurrieren. Während der
BVDST sich nach wie vor eher an Chef- und Oberärzte wendet und entsprechend vertreten ist, bleibt
der VDRO bei seiner Zielgruppe den Niedergelassenen. Dort hat man bereits 94 Praxen von den rund
180 in Deutschland als Mitglied und daher mehr als jemals der BVDST vertreten hatte. Vielleicht sollte
die Öffnung hin zu Assistenzärzten beim BVSDT zu einer „Blutauffrischung“ führen, was definitiv zu
begrüßen wäre. Dies wurde aber nach meiner Kenntnis noch vertagt.

Ziel eines Konfliktes oder Auseinandersetzung soll nicht der
Sieg, sondern der Fortschritt sein.
(Joseph Joubert)

Gab es Neuigkeiten zu den BSG-Urteilen und zu deren Folgen? Ja, bereits im Vorfeld der DEGRO wurde
bekannt, dass einige Bundesländer wie Bayern, Schleswig-Holstein oder Niedersachen besondere
Lösungen erreicht haben. Diese könnten aber u.U. einer Klage, die auf eine bundeseinheitliche Lösung
abzielt, nicht standhalten. Der VDRO arbeitet daher nach wie vor an einer Vorlage für das Gesetz und
wollte dies platzieren.

Besondere technische Innovationen konnten wir nicht erkennen. Elekta möchte mit dem auf adaptive
Therapie ausgerichteten Beschleuniger wieder punkten, während Varian weiter an seinem SGRT-
System und dessen Integration wie auch an der Bildqualität bei dem Halcyon arbeitet, um am Ende ein
eigenes CT in der Abteilung überflüssig zu machen. Positiv für uns war die Nachricht, dass sich Accuray
personell neu aufgestellt hat und damit die Botschaft, dass der deutsche Markt doch nicht aufgegeben
wird. Die KI zur schnelleren, verbesserten und einheitlichen Konturierung der Zielvolumen nimmt
deutlich mehr Raum ein, wie auch andere Maßnahmen, um den zukünftigen Personalmangel
begegnen zu können. Wir sollten nicht vergessen, dass jährlich 1,4 Mio. Arbeitnehmer in den
Ruhestand gehen und wir hier jährlich ein Defizit von rund 700.000 Menschen haben…….die schlicht
als MFA´s, MTRA´s, MPE´s oder Ärzte fehlen werden. Nur wer rechtzeitig vorsorgt, wird am Ende diese
Situation bewältigen können. Was gibt es Neues vom BGM?

Wenn ich jetzt ehrlich zu Ihnen bin, ist doch jeder Tag, an dem man nichts aus dem Ministerium hört,
ein guter Tag. Der Klinik Atlas wurde zur brutalen Bruchlandung, nachdem wirklich alle Fachverbände
diesen inhaltlich gestellt und nach allen Regeln der Kunst zerlegt haben. Statt aber einfach mal nur das
einzig richtige zu machen, und zwar diesen „Totalschaden“ aus dem Netz zu nehmen, wird wieder nur
rumgeeiert und versucht zu übertünchen und zu täuschen, wo an sich nur einmal die Wahrheit und
Klarheit gefragt wäre. Jeder Tag mit dieser Personalie ist eine Belastung für das deutsche
Gesundheitswesen.

Intelligenz lässt sich nicht am Weg, sondern am Ergebnis
feststellen.
(Gari Kasparov)

Da ich seit 32 Jahren nun in diesem Segment tätig bin kann ich ein bisschen mitreden und muss
feststellen: Es gab nie einen schlechteren Minister in diesem Amt als den großen Karl. Die Bilanz fällt
ernüchternd aus:

➢ steigende Krankenversicherungsbeiträge
➢ rasant anwachsende Beiträge in der Pflege
➢ eine schnell anwachsende Zahl an insolventen Kliniken
➢ größere Lücken in der ambulanten Versorgung
➢ ein unnützer Klinikatlas
➢ keine neue Gebührenordnung GOÄ, die seit 1996 gleich ist
➢ usw.

Was steht auf der Habenseite:

➢ Legalisierung von Cannabis

Ich überlasse die Bewertung der Arbeit Ihnen als Leser. Am Ende darf ich wieder auf die Gastbeiträge
hinweisen. Besonders beeindruckend finde ich die von LINATHERA vorgestellte Ligantentherapie und
deren bauliches Vorhaben, das unweit von uns in Bamberg umgesetzt wird. Hier werden wir in den
nächsten Newslettern weiter berichten.

Ebenso interessant dürfte für alle – ob Strahlentherapeuten, Radiologen oder Nuklearmediziner – der
Beitrag von Herrn Ketteler-Eising sein, der über die Auswirkungen der Rechtsprechung des BFH bei den
Earn-Out Modellen berichtet. Diese nachträgliche Zahlung einer erfolgsabhängigen
Kaufpreiskomponente kann bei schlechter Konstruktion im Zweifel zum Verlust des einmaligen
Steuervorteils führen. Daher empfehlen wir dringend jedem Arzt, der sich mit dem Verkauf an
Investoren beschäftigt, diesen Artikel genau zu lesen.

Wie man überhaupt zu einer Praxisbewertung kommt, beschreibt Frau RA Berthmann aus der
Steuerkanzlei Friebe & Partner aus Nürnberg. Wir werden in unserer täglichen Arbeit immer wieder
mit pauschalen Vorstellungen oder Annahmen konfrontiert. Daher kann man jeden potenziellen
Abgeber nur raten, sich mit der Findung eines Preises zu beschäftigen, da die jungen Kollegen sehr
vorsichtig und kritisch geworden sind. Die Gewinne der Vergangenheit sind nur ein Teilaspekt, die
Zukunftsfähigkeit der Praxen ist wichtiger und „KV-Sitze“ per se sind die Voraussetzung Umsätze zu
erzielen.

Bitte schauen Sie sich meine persönliche Entdeckung bei der DEGRO an. Es handelt sich hierbei um ein
Hilfssystem, das die Firma FEBROMED vertreibt, welches normalerweise in den Kliniken verwendet
wird. Dies hilft aber in der Radiologie und Strahlentherapie ebenso die immobilen Patienten besser auf
die Tische und wieder herunterzubringen. Eine aus meiner Sicht sehr lohnende Investition für Ihre
Modalitäten.

Besonders erfreulich für uns war, dass die Firma Accuray den deutschen Markt weiterbearbeiten
möchte und eben nicht nur auf das Cyberknife setzt sondern in der Breite mit der deutlich gereiften
Technik des Radixact die Tomotherapy Behandlungen auf ein neues Level zu heben gedenkt. Markt
dazu ist sicherlich vorhanden und offensichtlich hat man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt.

Die Firma Varian, die nicht nur an der kompletten Integration der bisherigen „Insellösung“ mit Ethos
arbeitet, sondern die Möglichkeit eröffnen möchte, über verbesserte Bildqualität dem sogenannten
„HyperSight“ das eigene CT in der Abteilung zu ersparen, geht hier sicher den richtigen Weg.

Die Physiker Budde und Bärenfänger runden unseren Newsletter mit Ihrem Marktplatz für alle
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alle betreffen. Am Ende können Sie auch auf unserer Stellenbörse nachsehen, ob wir für Sie oder einen
Freund oder Bekannten von Ihnen ggf. eine interessante Möglichkeit bieten.

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Rat und Tat zur Verfügung. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören. Sollten Sie unsere Informationen nicht
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Ihr
Heinz Peter Fischer

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